Ernährung in der Schwangerschaft und "verbotene Lebensmittel"

Ernährung in der Schwangerschaft und "verbotene Lebensmittel"

In diesem Artikel gibt dir unsere Ärztin Miriam Tipps für die richtige Ernährung während deiner Schwangerschaft. 

 

Eine Schwangerschaft ist eine ganz besondere Zeit im Leben einer Frau und geht auch mit einigen Veränderungen einher. Insbesondere bei der Ernährung gilt es, einige wichtige Grundregeln zu beachten. Was sind also die „Dos and Don’ts“, wenn es um die Ernährung in der Schwangerschaft geht?

Grundsätzlich ist die Aussage, dass man in der Schwangerschaft „für zwei essen“ soll, die man vielleicht von Müttern oder Omas noch hört, nicht korrekt. Ganz im Gegenteil, empfohlen ist lediglich eine geringe Erhöhung der Kalorienzufuhr in der Schwangerschaft. So gilt als Empfehlung für nicht-schwangere Frauen eine tägliche Kalorienaufnahme von 2.000 – 2.100 kcal, für Schwangere im ersten Trimenon (bis zur 12. Schwangerschaftswoche) sind es ca. 2.200 kcal pro Tag und ab der 13. Schwangerschaftswoche werden ca. 2.500 kcal pro Tag empfohlen.

Dass der Organismus einer werdenden Mutter allerdings einen deutlich höheren Bedarf an Mikronährstoffen und Vitaminen (verglichen mit dem geringen Mehrbedarf an Kalorien) hat, ist der Grund, warum Schwangere ein Nahrungsergänzungsmittel wie „mother nature“ in der Schwangerschaft einnehmen sollten.

Was darüber hinaus noch an „Ernährungsregeln“ in der Schwangerschaft empfohlen ist, möchte ich im folgenden Artikel für euch beleuchten.

In der Schwangerschaft ist es wichtig, bestimmte Schadstoffe, sogenannte Noxen und auch Krankheitserreger vom ungeborenen Kind fernzuhalten. Die Plazenta hat zwar eine ziemlich gute Filterfunktion, kann aber dennoch nicht alle (teilweise auch winzig kleinen) Partikel aufhalten. So ist es beispielsweise allgemein bekannt, dass man in der Schwangerschaft nicht Rauchen und auch keinen Alkohol trinken sollte. Auch rohe tierische Lebensmittel sollen gemieden werden. Warum das so ist, könnt ihr hier lesen:

 

Rauchen

Tabakrauch enthält ca. 250 giftige oder krebserregende Stoffe, die über die Plazenta zu einem Großteil direkt zum Kind gelangen. Zudem bewirkt das Nikotin eine Verengung der Blutgefäße, sodass die Gebärmutter weniger gut durchblutet wird und der Transport von Nährstoffen und Sauerstoff zum Embryo verringert ist. Beim Rauchen gelangen größere Mengen Kohlenmonoxid ins Blut, wodurch der Sauerstoff im Blut verdrängt wird. Somit steht ebenfalls weniger für den Transport zum Kind zur Verfügung. Die Folge hiervon ist: Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft rauchen, haben häufiger ein geringes Geburtsgewicht und werden häufiger zu früh geboren. Ebenfalls ist das Risiko für eine Totgeburt bei rauchenden Schwangeren erhöht. Die Kinder von rauchenden Schwangeren sind im späteren Leben anfälliger für Infektionskrankheiten und Asthma und haben in den ersten Lebensmonaten ein höheres Risiko für das Auftreten eines plötzlichen Kindstodes, was sogar noch weiter erhöht ist, wenn auch nach der Geburt weiter geraucht wird. Aber auch in der Frühschwangerschaft kann Rauchen schon negative Folgen haben: das Risiko für Fehlgeburten oder Eileiter- bzw. extrauterine Schwangerschaften ist ebenfalls erhöht.

 

Alkohol

Alkohol ist ebenfalls ein Genussmittel, das während der gesamten Schwangerschaft gemieden werden sollte, da es schwere Schäden beim Ungeborenen hervorrufen kann. Alkohol passiert nämlich ebenfalls die Plazentaschranke, sodass nach dem Konsum innerhalb von kurzer Zeit die Alkoholkonzentration im Blut des Kindes ähnliche Werte wie bei der Mutter erreicht. Insbesondere im ersten Schwangerschaftsdrittel kann Alkohol schwerwiegende Folgen für die organische Entwicklung des Kindes haben, da unter anderem die Zellteilung und Zellvermehrung gestört wird. In der Folge ist bei den betroffenen Kindern beispielsweise das Gehirn in der Entwicklung gestört und auch häufig kleiner als bei normal entwickelten Kindern. Hieraus können spätere motorische und intellektuelle Entwicklungsverzögerungen im weiteren Leben des Kindes resultieren. In der weiteren Schwangerschaft hat Alkohol jedoch immer noch einen Einfluss auf das empfindliche Zellwachstum und kann somit zu Wachstumsretardierungen führen, auch Früh- oder Fehlgeburten sind deutlich häufiger bei Frauen, die während der Schwangerschaft Alkohol konsumieren.

Die unterschiedlichen Veränderungen, die beim Kind durch Alkohol ausgelöst werden, nennt man fetale Alkoholspektrumstörung, die schwerste Form des durch Alkohol bedingten Schadens nennt man Fetales Alkoholsyndrom (FAS). Hierbei treten neben einem geringen Geburtsgewicht andere körperliche Beeinträchtigungen wie Nierenschäden oder Herzfehlbildungen, Verformungen im Gesichtsbereich und Verhaltensstörungen wie erhöhte Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, vermehrtes Schreien und ein verminderter Saugreflex auf. Auch Defizite in der geistigen Entwicklung (Konzentrationsschwierigkeiten, Lernschwäche und verminderte Intelligenz) sind typisch für dieses Krankheitsbild. Die Schäden, die durch ein Fetales Alkoholsyndrom hervorgerufen werden, sind oft bleibend und beeinträchtigen die Betroffenen meist ein Leben lang. Schätzungen zufolge kommen jedes Jahr etwa 10.000 Kinder mit einer Alkoholspektrumstörung auf die Welt, 3.000 davon mit einem FAS, welches durch einen konsequenten Verzicht in der Schwangerschaft vermeidbar wäre.

 

Toxoplasmose

Toxoplasmose ist eine Erkrankung, die durch den Erreger Toxoplasma gondii hervorgerufen wird. Der Erreger wird vor allem von Katzen als Endwirt mit dem Kot ausgeschieden und von anderen Zwischenwirten (Mensch, Rind, Vögel etc.) oral aufgenommen. Somit besteht der Übertragungsweg vor allem im Kontakt mit Katzenkot, dem Kontakt mit kontaminierter Erde sowie im Verzehr von rohem bzw. nicht ausreichend erhitztem Fleisch. Schwangere sollten daher auf die Reinigung des Katzenklos und den Verzehr von rohem Fleisch verzichten, ebenso sollten Gemüse und Obst gründlich gereinigt werden und bei Garten- und Erdarbeiten Handschuhe getragen und die Hände im Anschluss gründlich gewaschen werden. Eine Ansteckung mit dem Erreger in der Schwangerschaft ist insgesamt sehr selten, geht aber mit der Gefahr einer vertikalen Transmission auf das Kind einher (Übertragung des Erregers durch die Plazenta auf das Kind im Mutterleib). Die Infektion verläuft für die Schwangere meist asymptomatisch oder mit unspezifischen grippeähnlichen Symptomen. Für das ungeborene Kind können die Folge einer Übertragung einerseits Fehlgeburten und andererseits eine konnatale Toxoplasmose sein. Diese geht einher mit einer Vergrößerung von Leber und Milz (Hepatosplenomegalie), einer Gelbsucht (Ikterus) und Wasseransammlungen im Bauch (Aszites). Seltener kann es auch zu einer Entzündung des Auges (sog. Chorioretinitis) mit unter Umständen bleibenden Sehstörungen, zu Verkalkungen im Gehirn und zu einem Wasserkopf (Hydrozephalus) kommen.

Sollte bei einer Schwangeren eine Erstinfektion mit Toxoplasma gondii festgestellt werden, muss unmittelbar eine entsprechende Therapie eingeleitet werden, um die Übertragung auf das Kind möglichst zu verhindern. Noch besser ist allerdings die Primärprävention, das heißt die Einhaltung der oben genannten Verhaltensempfehlungen, um eine Ansteckung zu vermeiden.

 

Listeriose

Der Erreger der Listeriose ist das Bakterium Listeria monocytogenes. Dieses ist sehr weit verbreitet und kommt vor allem in rohem Fleisch, rohem Fisch, roher Milch und daraus hergestellten Produkten, aber auch auf Gemüse und Obst vor. Listerien können sich sogar bei Kühlschranktemperaturen vermehren. Ausreichendes Erhitzen hingegen tötet die Erreger ab – daher ist der Verzehr von gut durchgegartem Fisch oder Fleisch (mindestens 2 Minuten bei 70 °C) und Produkten aus pasteurisierter Milch (auch Weichkäse) unbedenklich. Eine Infektion ist zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft möglich und ruft bei der Schwangeren meist grippeähnliche eher unspezifische Symptome hervor. Für das Ungeborene Kind können jedoch schwerwiegende Folgen auftreten – eine Infektion der Eihäute kann zur notwendigen (auch deutlich zu frühen) Entbindung führen, darüber hinaus kann eine Neugeborenen-Infektion mit Meningitis, Atemnotsyndrom und Sepsis (Blutvergiftung) auftreten. Die schwerwiegendste Folge einer Listerien-Infektion in der Schwangerschaft ist der intrauterine Fruchttod bzw. die Totgeburt.

Aufgrund der schwerwiegenden Folgen dieser Infektion sollten Schwangere auch hier auf eine besonders gute Primärprävention, das heißt die Einhaltung bestimmter Grundregeln zur Vermeidung einer Infektion achten. Auch eine besonders gute Hygiene in der Küche bzw. bei der Lebensmittelzubereitung und eine regelmäßige und gründliche Reinigung des Kühlschranks helfen bei der Vorbeugung.

Grundsätzlich gilt:

  • keine rohen tierischen Lebensmittel
  • Gemüse und Obst besonders gut waschen
  • möglichst frisch zubereitete Lebensmittel
  • möglichst keine fertig verpackten Lebensmittel wie Schnittsalate
  • auch Tiefkühlkost (sowohl tierisch als auch Gemüse/Kräuter/Obst) immer ausreichend erhitzen vor dem Verzehr
  • möglichst Produkte mit langem Haltbarkeitsdatum auswählen und dann zeitnah verzehren

 

Kaffee/Koffein 

Schwangere sollten koffeinhaltige Getränke nur in moderaten Mengen konsumieren. Die Datenlage zur Beurteilung einer möglichen Gefährdung durch Koffein in der Schwangerschaft und zur Definition einer Koffeinmenge, die keine negativen Auswirkungen auf das Ungeborene hat, ist leider unzureichend. Dennoch können wir uns an den Empfehlungen der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) orientieren: diese gibt eine Menge von 200 mg Koffein pro Tag als unbedenklich an. In der folgenden Tabelle vom Netzwerk „Gesund ins Leben“ sind die durchschnittlichen Koffeingehalte von verschiedenen Getränken aufgeführt.

200 ml Filterkaffee

ca. 90 mg

60 ml Espresso

ca. 80 mg

200 ml schwarzer Tee

ca. 45 mg

200 ml grüner Tee

ca. 30 mg

250 ml Energydrink

ca. 80 mg

250 ml Colagetränk

ca. 25 mg

 

Koffein passiert die Plazentaschranke, sodass die Koffeinkonzentration im Blut des Fetus ähnliche Konzentrationen wie im Blut der Mutter erreicht. Auch die Wirkungen des Koffeins sind beim Fetus vergleichbar – so wird der Herzschlag beschleunigt und das Nervensystem angeregt. Diese Wirkung ist dosisabhängig verstärkt.

Ob hieraus nun tatsächlich langfristig negative Folgen für das ungeborene Kind resultieren, ist in Studien noch nicht abschließend geklärt. Diskutiert wird jedoch ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten und auch ein erhöhtes Risiko für ein niedrigeres Geburtsgewicht bzw. eine Wachstumsverzögerung. Dies scheint aber erst ab einer Koffeinmenge von täglich 300mg und mehr aufzutreten.

Als Fazit zum Koffeingenuss in der Schwangerschaft lässt sich sagen: man sollte immer die Gesamtmenge an Koffein pro Tag im Blick behalten, denn nicht nur Kaffee, sondern auch bestimmte Teesorten und Kakao bzw. Schokolade enthalten geringe Mengen Koffein. Hierbei sollte dann insgesamt die empfohlene maximale Menge von 200mg Koffein pro Tag nicht überschritten werden im Sinne einer vorbeugenden Präventionsmaßnahme – dennoch muss aus meiner Sicht nicht vollständig auf den Genuss von Koffein verzichtet werden. 

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