Passend zum internationalen Brustkrebsmonat, klärt dich unsere Ärztin Miriam König in diesem Beitrag über Vorbeugungs- und Früherkennungsmaßnahmen auf, und geht vor allem darauf ein, wie du deine Brust richtig selbst abtasten kannst.
"Im Oktober ist der internationale Brustkrebsmonat, in dem auf die Erkrankung selbst, aber natürlich auch auf Vorbeugung, Früherkennung und die neusten Erkenntnisse zur Behandlung aufmerksam gemacht werden soll. Auch in Deutschland hat der Brustkrebsmonat eine große Bedeutung, sodass auch wir von mother nature einen kleinen Teil zur Aufklärungsarbeit beitragen möchten.
Deswegen möchte ich dir hier ein paar fachlich fundierte Informationen zur Abtastung der Brust geben.
Sicherlich bist du bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung schon einmal von deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt gefragt worden, ob du denn auch regelmäßig selbst eure Brust abtastest. Ich höre auf diese Frage oft die Antwort: 'ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll' oder 'ich weiß gar nicht, wie sich etwas auffälliges anfühlt'.
Wichtig bei der Selbstabtastung ist zunächst einmal der richtige Zeitpunkt dafür. Ideal ist es, die Brust kurz nach der Periode abzutasten, denn zu diesem Zeitpunkt im Zyklus ist das Brustgewebe am weichsten. Wer keine Periode bekommt (zum Beispiel durch die durchgehende Einnahme einer Pille) kann sich einen festen Tag im Monat dafür vormerken. Grundsätzlich können Befunde in der Brust (gut- oder bösartig) ab ca. 1 cm Größe von außen ertastet werden. Noch kleinere Befunde können erst mit einer Ultraschalluntersuchung erkannt werden oder mit einer Mammografie.
Beginnen solltest du mit der genauen Inspektion deiner Brüste. Hierfür stellst du dich am besten mit nacktem Oberkörper vor einen Spiegel, die Arme lässt du locker neben dem Körper hängen. Schaue dir nun genau an, ob deine Brust 'wie immer' aussieht, ob vielleicht eine Seite größer als die andere ist (das ist bei vielen Frauen schon immer so und auch ganz normal), oder ob du irgendwelche Veränderungen der Brustwarze bemerkst (z.B. Hautfarbe verändert oder Einziehung der Brustwarze nach innen).
Als nächstes hebst du die Arme über den Kopf und schaust dir in dieser Position noch einmal genau beide Brüste an, manchmal zeigen sich nämlich erst in dieser Position Veränderungen. Es kann auch helfen, dich von beiden Seiten im Profil im Spiegel zu betrachten.
Nun beginnst du mit dem eigentlichen Abtasten. Du tastest als erstes die linke Brust mit der rechten Hand ab und lässt hierbei den linken Arm angehoben hinter dem Kopf, im Anschluss wird die rechte Brust mit der linken Hand abgetastet. Benutze alle Finger der flachen Hand zum Abtasten und bewege dich im Uhrzeigersinn um die Brustwarze herum. Hierbei achtest du auf Knoten und Verhärtungen bzw. Verdickungen, die zwischen deinen Fingern spürbar werden könnten. Diese können sich beispielsweise wie eine kleine Nuss oder eine Murmel anfühlen oder auch wie eine Weintraube.
Als nächstes nimmst du deine Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger und bewegst sie leicht zwischen den Fingern. Ist hier ein Knoten spürbar oder lässt sich Flüssigkeit aus der Brustwarze ausdrücken?
Nun ist die Achselhöhle dran, denn hier verlaufen die Lymphbahnen und Lymphknoten, die sich bei Erkrankungen der Brust als erstes verändern. Auch hier sollst du mit flacher Hand und deinen Fingerspitzen tasten, ob du eine Veränderung bemerkst. Wichtig ist dabei zu wissen, dass auch bei gesunden Frauen manchmal Lymphknoten zu ertasten sind. Dies bedeutet nicht automatisch, dass etwas Bösartiges wie Krebs dahintersteckt, sondern auch bei Infekten oder nach Impfungen können die Lymphknoten in der Achselhöhle vergrößert und somit tastbar sein.
Zum Schluss kannst du noch einmal deine Position verändern und dich auf den Rücken legen mit jeweils einem Arm hinter dem Kopf und mit der anderen Hand die Brust und Achselhöhle erneut abtasten so wie du es zuvor im Stehen gemacht hast.
Solltest du bei dieser Untersuchung Auffälligkeiten entdecken, bzw. Veränderungen bemerken, die bei der letzten Abtastung noch nicht da waren, dann solltest du dich bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt vorstellen. Diese/r wird dann ggf. noch eine Ultraschalluntersuchung durchführen, um sich die Veränderungen genauer anzuschauen. Wichtig ist, dass es natürlich nicht nur bösartige Veränderungen gibt, die man ertasten kann, sondern es gibt auch eine ganze Reihe von gutartigen 'Knoten', die man bei der Abtastung entdecken kann. Hierzu gehören zum Beispiel Zysten oder auch gutartige Bindegewebsknoten in der Brust. Mache dich also nicht verrückt, falls du etwas getastet hast bis zum Termin bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Je jünger du bist, umso unwahrscheinlicher ist es nämlich, an Brustkrebs zu erkranken. Das mittlere Erkrankungsalter liegt in Deutschland bei ca. 64 Jahren, dennoch ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau weltweit und statistisch gesehen erkrankt jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.
Mit diesem Hintergrundwissen konnte ich dir hoffentlich die Wichtigkeit der Selbstabtastung der Brust ein wenig näherbringen und dir auch ein paar Ängste nehmen. Falsch machen kannst du nichts, außer du machst es nicht!"